Feiertage, Trauer und Ziegen

Vanessa Vassar – 18. Dezember 2019

Am 14. Januar ist es zehn Jahre her, dass meine Tochter Sky gestorben ist. Ihre Krankheit kam plötzlich, dauerte nur wenige Tage und versetzte jedem, der mit Sky in Berührung gekommen war, einen Schock.

Genau einen Monat nach ihrem Tod erlebte ich meinen ersten Feiertag ohne Sky. Es war der Valentinstag 2010 und ich hatte keine Ahnung, wie ich mich nach dem Verlust eines Menschen, den ich so liebte, auf einen Feiertag einstellen sollte, obwohl dieser mir bis dahin eigentlich nichts bedeutet hatte. Ich weinte im Bett. Ich weinte in der Badewanne. Schließlich saß ich weinend an unserem Küchentisch, bis ich irgendwann rausging und ziellos durch Old Town in Albuquerque lief. Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte, nicht auf die Feiertagsdekorationen zu schauen oder auch nur auf jemanden, der lächelte.

Über das Austauschen von Karten in meiner Kindheit hinaus war der Valentinstag mir früher nie besonders wichtig gewesen. An der Universität hatte ich sogar einmal eine Kolumne für unsere Zeitung geschrieben, in der ich die Geschichte des Valentinstags darlegte und so gedanklich mit dem Mythos aufräumte, dass dies der ultimative Tag sein sollte, um sich gegenseitig seine Liebe zu erklären.

Sky hatte das jedoch während ihres kurzen Lebens verändert. Durch sie war der Valentinstag zu einem Tag geworden, an dem man unschuldig feiern und selbst gemalte Karten, Süßigkeiten und Küsse austauschen konnte. Sie trug am Valentinstag immer besonders gern Rosa und Rot.

Sky liebte Feiertage, und ihre Begeisterung bei der Vorbereitung war ansteckend. Sie bastelte gerne Kunstwerke, entwarf Karten, backte Kekse, strickte Schals und steckte Gewürznelken in Mandarinen, die sie dann an die Familie und an Freunde verschenkte. Ich machte oft Witze darüber, dass ihre Geduld beim Kreieren solcher Dinge wohl eine Generation übersprungen hatte.

Im ersten Jahr der Trauer um Sky hörte ich viel Radio, um mir Atempausen davon zu verschaffen, ihren Tod in Gedanken wieder und wieder nachzuspielen. Aber um sämtliche Feiertage herum wurde ich immer in Form von Werbung und Sondersendungen im Radio daran erinnert. Der Muttertag war besonders schmerzhaft, aber selbst der St. Patrick’s Day war überraschend schwer, weil mir wieder einfiel, wie Sky am Vorabend immer sorgfältig überlegt hatte, was sie Grünes anziehen konnte, und mich morgens spielerisch gezwickt hatte, wenn ich den Tag vergessen hatte.

Im ersten Jahr nach Skys Tod waren Ferien und Feiertage definitiv am schwersten für mich. Ich konnte nicht anders, als darauf zurückzublicken, wo ich im Jahr zuvor – natürlich mit Sky – gewesen war, und ich wusste nicht, wie und wo ich ohne sie existieren sollte. Sie war mein einziges Kind gewesen, und obwohl ich das Glück hatte, zwei wunderbare Stieftöchter, einen großartigen Neffen, Skys Freunde und meine eigenen Freunde und meine Familie zu haben, fühlte es sich an, als befänden wir uns alle zusammen im freien Fall – und ich stürzte am schnellsten und heftigsten ab. Die anderen suchten bei mir Orientierung, wie man weiterleben sollte, was man tun, wie man sich verhalten und was man sagen sollte. Inzwischen verstehe ich, dass es ein Zeichen des Respekts war, da man anerkannte, dass Skys Verlust für mich am schlimmsten war. Aber vor zehn Jahren hatte ich keine Ahnung, was ich tun oder wie ich leben sollte. Vor zehn Jahren war ich noch keine Expertin im Trauern.

Wenn ich diese Zeit, dieses Jahrzehnt, das ich seit dem Tod meiner Tochter durchlebt habe, aber als Geschenk annehme, wird mir bewusst, dass wir alle, auch wenn jeder von uns allein ist, doch mehr Erfahrungen miteinander teilen, als uns bewusst ist. Wir werden alle in diese Welt hineingeboren, sterben und verlassen sie auch wieder. Einige von uns haben nur ein sehr kurzes Leben und ein paar von uns werden sehr alt. Aber sterben tun wir alle. Warum führen wir also nicht mehr Gespräche über dieses unvermeidliche Ende? Warum fühlen wir uns durch Tragödien und Schmerz nicht verbunden, anstatt so oft die Menschen, die am schwersten davon betroffen sind, zu meiden? Können wir daran nicht etwas ändern, und sei es auch nur durch ein Buch oder ein Gespräch mit einzelnen Menschen?

Falls du während der Feiertage Verlust und Trauer durchlebst, hoffe ich, dass unser Buch Evan and the Skygoats dir helfen wird zu verstehen, dass du damit nicht allein bist. Und dass Träume und Lebensfreude nach und sogar während einer Zeit intensiver Trauer wiederkehren können.

Ich hoffe auch, dass die Liste der „Love Thoughts für Trauernde“ am Ende des Buches Anregungen gibt, die den freien Fall der Trauer vielleicht aufhalten, wenn auch nur für einzelne Momente. Die beiden ersten Punkte könnten ein guter Anfang sein:

1. Sei sanft im Umgang mit dir selbst.

2. Höre auf dich selbst, um zu verstehen, was am ehesten zu deiner persönlichen Heilung beiträgt.

Es ist wichtig zu wissen, dass das, was einem guttut, sich immer wieder verändert und womöglich anders ist als bei einem anderen trauernden Menschen, auch wenn der einen ähnlichen Verlust erlitten hat. Gestehe dir zu, Feiertage in dem Wissen zu planen, dass du möglicherweise in letzter Minute absagen oder eine Feier frühzeitig verlassen musst. Vielleicht bist du kein Experte im Trauern, aber du bist ein Experte darin, du selbst zu sein. Auf dich selbst zu hören, ist das beste Geschenk, das du dir und deinen Mitmenschen an Feiertagen machen kannst.

Wenn du dich in der Situation wiederfindest, jemandem nach einem Trauerfall beizustehen, hoffe ich, dass du meine „Love Thoughts für Menschen, die Trauernde unterstützen“ liest – die du ebenfalls im Anhang von Evan and the Skygoats findest. Wie unter Punkt 5 aufgeführt, kannst du überlegen, zu einem Trauernden vielleicht lieber zu sagen: „Ich hab dich lieb“ oder „Ich denke an dich“ statt „Schöne Feiertage“. Mit Achtsamkeit in unserer Kommunikation und in unseren Gesten lässt sich das Kind in uns viel besser trösten.

Vielleicht möchtest du auch in Betracht ziehen, neue Traditionen zu begründen, die es dir ermöglichen, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die du liebst, ohne hergebrachte Muster zu erzwingen. Statt sich zu einer traditionellen Mahlzeit hinzusetzen, könnte man einen Spaziergang in der Natur unternehmen und eine Thermoskanne mit heißem Kakao oder Tee mitnehmen. Man könnte den Namen eines Verstorbenen in den Sand schreiben oder ihn mit Kieselsteinen im Schnee buchstabieren. Vielleicht suchst du nach herzförmigen Steinen oder baust einen Altar für den geliebten Menschen, den du verloren hast. Such nach Aktivitäten, die deiner Seele guttun und die dein Herz in dieser neuen Gegenwart trösten.

Letzte Woche besuchte mich Skys Freundin Sofia mit drei nachträglichen, äußerst aufmerksamen Geburtstagsgeschenken. Das erste war ein herzförmiger Stein, auf den der Nachthimmel gemalt war, wie in Evan and the Skygoats. Das zweite war ein Fotobuch mit lauter herzförmigen Steinen, denn „man findet überall Herzen“, wie Sofia sagte. Das hier ist übrigens ein Stück Folie in Form eines Herzens, das ich vor ein paar Tagen auf dem Parkplatz des Cutbow-Coffee-Cafés gefunden habe. Sofia hat recht. Es ist verrückt, wie viele Herzen wie dieses hier ich fast täglich finde.

Und das dritte Geschenk war ein Keksausstecher in Form einer Ziege.

Wenn du Evan and the Skygoats oder einen meiner anderen Blogposts gelesen hast, wirst du wissen, dass meine persönliche Heilung auf einer Ziegenfarm mit süßen, lustigen Ziegen begann, und dann verstehst du vielleicht, was für ein besonders aufmerksames Geschenk diese Ausstechform war.

Vor einigen Tagen haben meine Mutter, mein Sohn (der echte Evan, der drei Jahre nach Skys Tod geboren wurde) und ich mit meiner Ziegenkeksausstechform Kekse gebacken. Wir hatten viel Spaß beim Ausstechen der Ziegen und verwendeten Preiselbeeren und Blaubeeren für die Augen. Meine Mutter holte ihre stern- und herzförmigen Ausstechformen hervor, und Evan erfand sogar etwas, das er „Blaubeerrolle“ nannte – im Grunde nur eine in Teig eingewickelte Blaubeere, die aber unglaublich lecker war und zu unserem Lieblingskeks des Tages erklärt wurde.

Mein Neffe Nathan, der gerade dabei war, im Wohnzimmer unsere Computer zu aktualisieren, spazierte in die Küche und machte bei unserer Keksproduktion mit. Auch Evans Großvater kam zur Verkostung dazu, und so entstand eine neue Form einer alten Tradition.

Nun wünsche ich uns allen in diesen Weihnachtsferien Frieden und Liebe und schicke jedem von euch ...

Skyküsse für immer

V.